Kia Ora Freunde,
The Gates of Haast |
Bevor wir uns am folgenden Tag auf in Richtung Haast-Pass
machten, erfrischten wir uns mit einem Bad im Fluss. Auf dem Weg in Richtung
West Coast hielten wir an der wirklich unspektakulären Ship Creek Bay, doch die
unzähligen Sandflys ließen uns schnellstens wieder in die Autos flüchten. Am
Campingplatz angekommen versuchten wir uns luftdicht zu verpacken, doch nachdem
wir eilig unser Abendessen hinunter geschlungen hatten, traten wir dennoch den
Rückzug ins Auto an, wo wir ein etwas anderes „Autokino“ veranstalteten.
Am nächsten Morgen genossen wir eine unglaublich teure
Whitebait-Pizza, eine besondere Spezialität der West Coast, und entdeckten bei
einem kleinen Strandspaziergang lustige Treibholzkunst. In Arthurs Pass, der
höchstgelegenen Siedlung Neuseelands, kam ich wieder einmal mit qualmendem
Motor an , was uns jedoch nicht an einer kleinen Wanderung hinderte. Auf der
Fahrt zum Lake Brunner erspähte ich meinen ersten Kiwi und nachdem wir uns in
Greymouth gestärkt hatten, ging es mit der Dämmerung weiter zu den Pancake
Rocks in Punakaiki.
Sonnenaufgang im Abel Tasman Nationalpark |
Nach einem Hastigen Aufbruch und einem Frühstück an einem
Lookout-Point fuhren wir am nächsten Tag auf nach Nelson, buchten im I-Site die
Seekayaks und Hüttenpässe für den geplanten Great Walk im Abel Tasman
Nationalpark. Im I-Site trafen wir durch Zufall Thea und einige weitere
Bekanntschaften aus Auckland, die den gleichen Trip für den nächsten Tag
geplant hatten. Am Abend fuhren wir auf einen Campingplatz nahe des
Seekayakeinstieges, wo wir, nachdem wir die Akkus unserer Elektronika geladen hatten, rasch im Bett verschwanden.
Am nächsten Morgen wurde das abenteuerliche Rucksack packen
für die große Wanderung fortgesetzt, wobei wir nicht daran dachten, dass ja
auch alles ins Boot passen musste. So durften wir bei den Booten angekommen
unser unglaublich schweres Gepäck wieder auspacken und mühselig in den Kayaks
verstauten. Gerade als es ins Wasser ging fing es leider an zu Regen, sodass
unsere Seekayaktour buchstäblich ins Wasser fiel.
Nichts desto trotz genossen
wir die Fahrt auf türkisfarbenem Wasser an der beeindruckenden Steilküste
entlang, die uns eine Vielzahl von Höhlen und kleinen Inseln bot, die nur von
Seevögeln bewohnt werden. Am Ende unseres Kayaktrips mussten wir auf das
Wassertaxi warten, welches den Rest unseres Gepäcks ablieferte, bis wir uns
schließlich auf dem Weg zu unserem Nachtlager bei Ebbe durch eine Lagune wanderten.
Endlich angekommen erleichterten wir unser Gepäck von Vorräten, bevor wir
erschöpft in unsere Betten fielen.
Noch müde vom letzten Tag und dem längsten Teilstück unserer
Wanderung vor der Brust, war das Aufstehen an diesem Tag besonders behäbig. Durch
wunderschöne Landschaft marschierten wir viele Kilometer und als wir
schließlich am Campingplatz angekommen waren, war das Gejammer der Männer groß.
Jedoch verstummten wir augenblicklich, als wir Janas Füße erblickten, die sich
stummt bis zum Ende durch gekämpft hatte: Ihre, gerade abheilende, Blase hatte
sich entschieden an diesem Tag Mutter- und Großmutter-Blase zu werden, was den
armen Zeh zu einem rotgefärbten Dreifachblasenberg deformierte.
Mac Gyver-Pflaster |
Nachdem die Wunden geleckt und so gut es ging verarztet waren,
machten wir uns am nächsten Morgen auf zu unserem letzten Teilstück, das zwar
an sich gewesen wirklich kurz und einfach war, aufgrund der Strapazen der
letzten Tage jedoch wirklich anstrengend waren. Um Jana, deren blutige
Riesenblasen an diesem Tag leider kaum besser waren, ein wenig zu helfen, wurde
der Rucksack abwechselnd getragen, sodass wir uns Sherpa artig mit fast 30kg
Gepäck die Steigungen hochkämpften. Endlich am Totaranui Beach, am Ende unserer
trotz allem schönen Wanderung, angekommen, warteten wir auf das Wassertaxi, das
uns zurück nach Marahau bringen sollte. Nachdem wir schließlich am Auto
angekommen waren und die Fähre nach Wellington für den nächsten Tag gebucht
hatten, besuchten wir den merkwürdigen Split Apple Rock und ich machte mich auf
zu einer der reinsten Süßwasserquellen der Welt. Es war wirklich erstaunlich
wie weit man durch das kristallklare Wasser sehen konnte.
Split Apple Rock |
Da ich, weil ich am späten Abend leider keinen Campingplatz
finden konnte, verbotenerweise auf dem Parkplatz bei den Quellen geschlafen
hatte, wurde ich am nächsten Morgen unsanft von einem Betonmischer geweckt.
Also machte ich mich auf in Richtung Nelson, wo wir auf die verspätete Fähre
warten mussten, bevor wir uns auf die dreistündige Fahrt nach Wellington
begaben. Als wir die Fähre schließlich verließen und uns im großen,
verwirrenden Straßengewirr von Wellington auf die Suche nach einem Parkplatz
machten, füllten wir unsere Vorräte auf und schauten einem Skatecontest zu,
bevor wir unser Lager auf einem Campingplatz 20km außerhalb von Wellington
aufschlugen, da wir keine Unterkunft mehr im Stadtzentrum bekommen konnten.
Bowl-A-Rama |
Bevor wir uns am nächsten Tag erneut auf in Richtung
Wellington machten, besuchten wir das schäbige Mittelaltrefest, das auf
der anlegenden Wiese veranstaltet wurde.
Da Neuseeland nie wirklich ein „Mittelalter“ hatte, da es erst wesentlich später besiedelt worden war, fuhren wir wenig beeindruckt schnell weiter nach
Wellington, wo wir mehrere Stunden im überraschend guten und interessanten
Nationalmuseum Te Papa, was Schatztruhe bedeutet, verbrachten. Danach deckten
wir uns beim Skatingcontest mit günstigen Shirts und Mützen ein, um uns am
Abend in Wellingtons buntes Nachtleben zu stürzen.
Nachdem wir uns am nächsten Morgen auf dem Markt mit
frischem Gemüse eingedeckt hatten, machten wir bei wunderbarem Wetter einen
Stadterkundungsspaziergang zum Beehive, dem Parlamentsgebäude, während sich
Luca und Jana auf die Suche nach dringend neuen Wanderschuhen für Jana. Danach
machten wir einen kleinen Abstecher zur Weta-Cave, bevor wir unser neues,
relativ schäbiges Hostel bezogen und die anderen Leute durch unsere riesige,
überaus leckere Wokpfanne neidisch machten.
Am folgenden Tag stand leider die Trennung an, da Jana und
Luca nur noch zwei Wochen in Neuseeland hatten und dadurch weniger Zeit für den
Rest der Nordinsel als ich hatten. Während sich die vier in Richtung Norden
aufmachten, bekam ich eine kleine Stadtführung von Leuten bekam, die ich in
Auckland kennen gelernt hatte. Sie führten mich durch die Cafeszene Wellingtons
und zeigten wir einige weitere Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel Mt Victoria
und die Cable Bahn. Am Abend besuchte
ich das historische Embassy Theatre, dem Ort der Herr der Ringe-Premieren, und
saß auf denselben, übrigens wirklich bequemen Sitzen auf denen auch die
Weltstars Platz genommen hatten.
Am nächsten Morgen machte ich mich auf nach Taranaki, wo
mich der namensgebende Mt Taranaki
erwartete. Eigentlich wollte ich ihn nur aus der Ferne betrachten, doch seit
dem ich den Vulkan wie aus dem Bilderbuch, der sich majestätisch über die
flache Umgebung erhebt, zum ersten Mal gesehen hatte, zog er mich magisch an
und ich wollte unbedingt auf dem Gipfel des 2518m hohen Gipfel stehen.
Also brach ich am nächsten Morgen früh auf und machte mich
auf den sechs Kilometer langen Weg zum Gipfel, der allerdings 1600 Meter an
Höhenunterschied bereit hält. Mehrere Stunden dauerte die extrem anstrengende
Kletterpartie über Geröll- und Eisfelder, besonders das ständige Gerutsche war
kräftezehrend, für jeden Schritt bergauf ging es einen halben Schritt hinunter.
Endlich auf dem Gipfel angekommen, erwarteten mich ein leichter Schwefelgeruch
und ein traumhafter Rundumblick. Nachdem nicht minder anstrengenden Abstieg
machte ich mich auf den langen Weg zum Tongariro Nationalpark.
Relativ steil... |
Noch ganz weich im Kopf von der vielen Höhenluft, machte ich
mich früh am nächsten Morgen auf zum eigentlich nur 14km langen Tongariro Crossing, doch da die
Zufahrtsstraße gesperrt war, musste ich sieben Kilometer bis zum anfang des
Wanderwegs zurücklegen. Trotz des brennenden Muskelkaters war der eigentliche
Weg zu den smaragdgrünen Emerald Lakes vorbei am dampfenden Red Crater kaum
anstrengend, sodass ich nach fünf Stunden Wanderung beschloss, auch noch auf
den 2290m hohen Mt Ngauruhohe, der den meisten eher als Schicksalsberg bekannt
sein dürfte, zu klettern.
Emerald Lakes |
"Wirf den Ring ins Feuer!" |
Die perfekt symmetrischen Hänge des Vulkans hinauf zu
klettern stellte sich als schwieriger heraus als erwartet, die Rutschpartie vom
vorherigen Tag wiederholte sich und der Muskelkater machte die Sache nicht
einfacher. Nach zweistündigem Kampf war auch dieser Vulkan bezwungen und der
Ring ins Feuer geworfen worden war, machte ich mich, mit Schwefelgestank in der
Nase, an den Abstieg, der ein wenig wie Skifahren auf Felslawinen war und mich
eine weitere Stunde kostete. Nach zehn Stunden Wanderung, bei der ich 28km
zurücklegte und außerdem noch einen aktiven Vulkan hinaufgeklettert war, kam
ich schließlich wieder an meinem Auto an und machte mich auf den Weg nach
Taupo, wo ich sofort einschlief.
Huka Falls |
Das Privileg endlich wieder ausschlafen zu können, wurde am
nächsten Tag freudig in Anspruch genommen und nach einem kurzen Abstecher in
die Bücherei, buchte ich meinen Skydive für den nächsten Tag. Außerdem besuchte
ich die beeindruckenden Huka-Falls, ein schmales Tal durch welches sich der
mächtige Waikato River, der längste Fluss Neuseelands, presst und dabei mit
200000m³ pro Sekunde durch die zehn Meter breite Schlucht stürzt und die
rieseigen Wasserfälle verursacht.
Am nächsten Tag stand eine der größten Herausforderungen
bisher an: Der Fallschirmsprung. Wir wurden von einer Limousine abgeholt, zum
Flughafen gefahren, an einem Fremden gegurtet und stiegen ohne große Einführung
ins Flugzeug. Auch wenn ich am Boden noch ruhig war und mich eigentlich sogar
auf das Erlebnis freute, hatte ich beim Flug nach oben doch teilweise ein
mulmiges Gefühl im Bauch und fragte mich, wie man auf die Idee kommt, sich aus
einem vollkommen intakten Flugzeug zu werfen. Da der Wind beim ersten Versuch
zu stark war, mussten wir wieder auf den Boden zurückkehren und das ganze
Prozedere startete erneut. Beim zweiten Mal hatten wir mehr Glück und als wir
über der Wolkendecke schwebten, konnte ich sowohl den Mt Taranaki als auch den
Tongariro Nationalpark und die Huka Falls erblicken. Schließlich auf 15000ft
(=ca. 4500m) angekommen, gab es kein Zurück mehr: Einer nach dem anderen
stürzte sich in die Tiefe und als letzter im sonst leeren Flugzeug zu sitzen
ist auch kein angenehmes Gefühl. (Video folgt)
Also ging es auch für mich in die Tiefe. Nach den ersten
Sekunden, in denen man realisiert, dass man gerade ungeschützt zu Boden fällt
und die relativ unspaßig sind, war es ein unbeschreibliches Gefühl und eine
Erfahrung, die ich auf keinen Fall vermissen wollte. Wieder sicher auf festem
Boden war es schwer mein breites Dauergrinsen im Zaum zu halten und voll
gepumpt mit Adrenalin machte ich mich auf den Weg nach Rotorua. Diese Stadt ist
wirklich eigenartig, überall blubbert es aus dem Boden und in der ganzen Stadt
hängt der unerträgliche Gestank nach faulen Eiern, den man zum Glück irgendwann
nicht mehr wahr nimmt, dennoch leben wollte ich in Rotorua nicht.
Am nächsten Morgen ging es auf zum Zorbing, bei dem man sich
in einer mit Wasser gefüllten Plastikkugel einen Hang hinunter rollen lässt und
was wirklich extrem Spaß macht. Nach diesem witzigen Start in den Tag machte
ich mich auf den Weg zu Logan und Amelias Oma, die mich an Weihnachten zu sich
eingeladen hatte. Auf dem Weg nach Ohope machte ich am Hells Gate halt, wo ich
aus Versehen durch den Ausgang hinein ging und so 35$ für den Eintritt gespart
hatte. Wirklich lange konnte ich mich bei dem unerträglichen Gestank jedoch
nicht an den zischenden und dampfenden Wasser- und Schlammquellen aufhalten,
sodass ich mich zügig auf die Weiterfahrt machte.
Hier genieße ich nun wieder die Vorzüge anständigem Essens
und nach den unzähligen Nächten auf dem Beifahrersitz tut auch eine Matratze
wieder gut.
Fazit:
- Wellintons Cafes sind zurecht niemals leer
- The windy City, Wellington, die sich mir nur von ihrer schönsten Seite zeigte, ist die beste Stadt bisher
- Mittelalter in Neuseeland ist mäßig aufregend
- Einen Vulkan zu bezwingen und den überragenden Rundumblick zu genießen ist ein unbeschreibliches Gefühl
- Zwei Vulkane an zwei aufeinanderfolgenden Tagen bezwingen zu wollen, ist ein extrem anstrengendes bis dummes Unterfangen
- Skydiven, liebe Freunde! Einfach Hammer!
- Wer zur Hölle will bei dem Gestank in Rotorua leben?!
- Zorbing hört sich verrückt an, macht aber unglaublich Spaß
- Die Wirkung einer anständigen Matratze ist nicht zu unterschätzen
- André Rieu wird von Großeltern auf der ganzen Welt gefeiert