Samstag, 26. Januar 2013

3 Wochen on the road...


Good on you, mate! 



Nach meinem spritzigen Raftingabenteuer hieß es wieder einmal weiterziehen. Über die alte Goldgräberstadt Arrowtown ging es in Richtung Milford Sound. Nach einem kurzen, aber elementaren Einkaufsstopp in Te Anau fuhr ich in Richtung Milford. Leider war der Homertunnel, der einzige Weg nach Milford, schon geschlossen, sodass ich am Lake Gunn, einem der unzähligen DOC-Campingplätze, die den Highway durch den Fjordland Nationalpark säumen, mein Nachtlager aufschlagen musste.



Nach einer eisigen Nacht trieben mich sowohl Kälte als auch der Wunsch vor den Touristenbussen in Milford zu sein, aus dem Bett. Der Ranger, der die Campinggebühren einsammelte, versorgte die Camper mit Informationen zu Wetter, Flora und Fauna. Er machte uns auf die winzigen, tischtennisballgroßen Rainbirds, die ihr Spiegelbild im Rückspiegel bewundern aufmerksam, und verschaffte uns ein kurzes Wetterupdate: Man solle am Mittwoch besser nicht wandern gehen, da ein gewaltiger Sturm vorausgesagt war („ Better hide!“).
Der einmalige Weg nach Milford führt durch dichten Wald, über Pässe bis es schließlich durch den Homertunnel und in Serpentinen den Berg hinunter geht. 

Mirrorlakes
Endlich angekommen buchte ich schnell eine Bootsrundfahrt durch den Fjord, der vor langer Zeit von mehreren Gletschern aus dem Gestein geschliffen wurde. Leider ist Milford geradezu mit Sandflys verseucht und eine Maorilegende erklärt auch den Grund hierfür:
Der Gott der Fruchtbarkeit grub den Fjord mit seinem Grabstock in den Boden, als die Göttin des Todes jedoch die Schönheit und Vollkommenheit seiner Arbeit erblickte, fürchtete sie, dass die Menschen ihre Sterblichkeit vergessen würden. Um sie nicht überheblich werden zu lassen erschuf sie kleine Plagegeister, die Sandflys, um die Menschen an ihre Schwäche zu erinnern.
Bei meiner Bootstour kommt man nicht umhin die unzähligen Wasserfälle, die über die steilen Wände des Fjords rauschen, zu bewundern und die Seerobben um ihr erholsames Sonnenbad zu beneiden. Obwohl Milford Sound so tief ist, dass im nächsten Jahr sogar die Queen Mary 2 hier anlegt, wurde er relativ spät entdeckt, da die frühen Entdecker ihn nur für eine kleine Bucht hielten, was ihnen wenn man vom offenen Meer zurückschaut wirklich nicht zu verübeln ist.

Schließlich war die Rundfahrt vorüber und ich kämpfte mich durch Busladungen von wie verrückt bilderschießenden Asiaten zurück zu meinem Auto, um meine Weiterreise nach Invercargill zu beginnen. Leider schaffte ich es nicht ganz bis zum angestrebten Ziel, da mich Hunger und Müdigkeit schon in Riverton auf einen Campingplatz trieben.
Am nächsten Morgen folgte ich weiter dem Verlauf der Southern Scenic Route, die mich nach Bluff und zum südlichsten Punkt der Südinsel, dem Slope Point, führte. Auf dem Weg zu einem kleinen Leuchtturm an der Küste entschied sich mein Gefährt für einen kleinen Ausflug in die Botanik und führte mir wieder einmal vor Augen, dass es sich nicht um ein Offroad-taugliches Auto handelt. Nach dieser Beinahe-Katastrophe setzte ich meinen Weg zum Leuchtturm unbeschadet, aber mit deutlich verminderter Geschwindigkeit, fort. Dort angekommen erspähte ich eine Robbe und konnte mich ihr auch bis auf wenige Schritte nähern. Doch bald hieß es wieder weiterfahren, da sich das Wetter alles andere als freundlich verhielt. Schließlich fand ich einen Campingplatz in der Curio Bay, der direkt neben einem Strand liegt, der vom extrem seltenen Gelbaugenpinguin bevölkert wird. Pünktlich wie die Maurer kehrten die Elterntiere von ihrem Fischfang zurück und watschelten munter zurück zu ihren Nestern, wo die hungrigen Jungvögel schon gierig auf sie warteten. 

Bevor ich mich vor dem scheußlichen Wetter in mein Auto zurück zog, schrieb ich mich noch für einen Surfkurs in der benachbarten Bucht ein, die häufig von Delfinen besucht wird.
Am nächsten Morgen war das Wetter zwar wunderbar doch der Surfkurs wurde aufgrund von Winden abgesagt, sodass ich meinen Weg früher als geplant fortsetzte. Durch die wunderschönen Catlins folgte ich dem Verlauf der Southern Scenic Route nach Owaka, wo ich einen kleinen Einkaufsstopp einlegte und einen Strandspaziergang, bei dem ich weitere Seelöwen erspähen konnte, machte. 




Gerade als ich Owaka verlassen wollte, fiel mir eine Gestalt am Straßenrand auf, die mir irgendwie bekannt vorkam: Es war eine schwedische Backpackerin, die ich in Paihia 1400km weiter nördlich und drei Monate zuvor kennengelernt hatte und die eine Mitfahrgelegenheit nach Dunedin suchte, was auch mein Tagesziel war. Also ging es zu zweit weiter zum Nuggetpoint, von wo sich Seelöwen und Gelbaugenpinguine beobachten lassen.




Nuggetpoint
Am späten Nachmittag  kamen wir schließlich in Dunedin an und nach einer nervenaufreibenden Hostelsuche durch die Stadt mit den steilsten Straßen kamen wir schließlich im gemütlichen Penny’s Backpackers unter. Eine gute Wahl wie sich heraus stellte, denn nur wenige Stunden nach unserer Ankunft waren wir auch schon mitten im bunten Nachtleben der Studentenstadt Dunedin.
Der nächste Tag war relativ beschaulich, denn außer einem Strandbesuch mit der Hostelcrew, der ausgiebigen Nutzung des freien Internets und einer geplanten Brauereiführung, die wieder abgesagt wurde, war nicht viel los.




Am nächsten Tag ging es mit dem halben Hostel in Richtung Tunnel Beach. Nach einem kurzen Fußmarsch hinunter zum Meer, der auch durch den handgegrabenen, namensgebenden Tunnel führt, stürzten wir uns in die doch relativ frostigen Fluten. Kurz nachdem wir zum Aufwärmen an Land gegangen waren, erregte ein merkwürdiges, schwimmendes Ding unsere Aufmerksamkeit. Gerade als Wulf, der eigentlich Connor heißt und aus Irland ist, zum mysteriösen Objekt schwimmen wollte, tauchte eine schwarze Silhouette hinter dem Ding auf und ein massiger Seelöwe hatte seine Neugier vor uns befriedigt.







Ein Traum...
Am Abend ging es dann endlich in die Speights Brewery: Eine einstündige Führung zeigte Geschichte und Brauverfahren einer der größten Brauereien Neuseelands, doch der eigentliche Höhepunkt war die anschließende Bierverkostung. Auch wenn ich mich damit bei einigen Kiwis sicherlich unbeliebt mache, muss ich doch gestehen, dass das Bier hier nicht besonders überzeugend ist und die deutsche Braukunst deutlich ausgereifter zu sein scheint. Allerdings muss man ihren Werbespots Respekt zollen, die in Deutschland Ihresgleichen suchen (Quintessenz: „Good on ya, mate!“). 

Danach ging es direkt weiter mit der Hostelcrew die Barszene Dunedins erkunden.


Baldwin St



Am nächsten Morgen hieß es für mich Abschied von Dunedin nehmen, doch nicht ohne der steilsten Straße der Welt einen Besuch abgestattet zu haben. Die Baldwin St ist mit einem Gefälle von 35% laut Guiness World Records die steilste Straße der Welt, sie hoch zu rennen ist doch relativ anstrengend.






Danach stattete ich auch noch dem ernüchternden Larnach Castel einen Besuch ab. Die wunderschönen Gärten trösten dennoch über das wenig beeindruckende Castel und seine tragische Geschichte hinweg. Larnach Castel, welches das einzige Castel in Neuseeland ist, wurde von einem Banker und Politiker für seine Frau erbaut. Sie scheint diese noble Geste jedoch wenig beeindruckt zu haben, denn nur wenig später musste er sie und seinen Lieblingssohn beim Techtelgemechtel ertappen. Dies veranlasste den armen Hund dazu sich im Parlament das Leben zu nehmen.




Für diesen Tag war ein ganzes Stück an Autofahrt angesagt, also ging es nach Alexandra, dessen Umgebung mich stark an Rohan erinnerte. Doch außer einem schnellen Tankstopp verweilte ich hier nicht lange, denn ich wollte bis zum Abend in Oamaru sein. Nach circa 500km kam ich schließlich an und machte mich am Abend auf zur Strandpromenade, um den Landgang der Zwergpinguine zu beobachten. Eine Armlänge entfernt hüften sie die Klippen hinauf, kämpften um den besten Schlafplatz und machten dabei einen Heidenlärm, den man von so kleinen Vogeln kaum erwartet.


Am nächsten Morgen besuchte ich die seltsamen Maoraki Boulders, riesige, fast runde Steine die am Strand liegen, bevor ich mich über den Hakataramea-Pass und durch das Ida-Valley in Richtung Fairlie aufmachte  um dort eine Tour für den nächsten Tag zu buchen. Doch am nächsten Tag fand leider keine der Touren statt, also ließ ich mich auf den übernächsten Tag vertrösten und beschloss stattdessen nach Twizel zu fahren, um von dort am nächsten Tag eine kleine Wanderung in Richtung Mt Cook zu machen. Schon mehrere Male hatte ich den höchsten Berg Neuseelands, der in Maori Aoraki, der Wolkendurchbrecher, heißt, passiert, doch jedes Mal war der Berg hinter Wolken versteckt. 

Hooker Gletscher
Bei mäßig gutem bis bescheidenem Wetter machte ich mich auf den Weg ins Hooker Valley von dessen Ende man bei gutem Wetter, welches mir die Leute im I-Site zusicherten, einen atemberaubenden Blick auf den Berg hat. Doch nachdem ich am Ende des Pfades am Hooker-Gletscher angekommen war und die Eisberge im Gletschersee bestaunt hatte, musste ich leider feststellen, dass dichter Nebel die Sicht versperrte, sodass ich mich wieder auf den Rückweg machte, bei dem ich über wacklige Hängebrücken reißende Flüsse überquerte. Unverrichteter Dinge fuhr ich nach Mt Sumers, wo ich mich für die Nacht einrichtete.


Mt Sunday
Der nächste Morgen startete früh, da die gebuchte Edoras-Tour anstand. Mit einigen anderen wurde im Allrad getriebenen Jeep Platz genommen und über holprige Straßen führte uns das Offroadabenteuer zum Mt Sunday, der eigentlich kein Berg ist und nur so heißt, weil sich die Schäfer der umliegenden Farmen Sonntags zum Gebet und geselligen Beisammensein auf dem Hügel trafen. Auf dem windigen Hügel, auf dessen Spitze die Hauptstadt der Rohirrim errichtet worden war, spürte man die Schwierigkeiten der Filmcrew mit Wind und Wetter am eigenen Leib. Nachdem die Fotos mit Filmrequisiten geschossen und auch der Drehort von Helms Klamm entdeckt worden war, ging es zum herrlichen Lunch in die Mt Potts Station, bevor wir wieder am Ausgangspunkt abgeliefert wurden. Nach diesem Erlebnis machte ich mich auf nach Akaroa, wo mich strömender Regen erwartete. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Entzündung des Feuers, die auch von mehreren Nationalitäten lange nicht gelöst werden konnten,  wurde der übliche Filmaustausch vollzogen, bevor es in die eisigen Betten ging.

Morgens wurde ich von sintflutartigem Regen geweckt und die eiskalten, gefrorenen Füße konnten nur durch eine heiße Dusche aufgewärmt werden. Da ich in Christchurch auf die Ankunft von Jana, Luca, Simon und Jonathan warten musste, fragte ich Tracey und Greg ob sie mich noch einmal aufnehmen würden, was diese sofort bejahten. Also machte ich mich auf in Richtung Ohoka und stoppte auf dem Weg um mich mit einer GoPro-Kamera auszustatten.
Bei strahlendem Sonnenschein wurde der Markt besucht um Pflanzen zu kaufen, welche ich später im Gemüsegarten einpflanze. Am nächsten Tag wurde trotz Bollenhitze das Trimmen der Olivenbäume in Angriff genommen und nur von Erfrischungen im neu erstandenen Pool und dem Verscheuchen der zu neugierigen Lämmer unterbrochen wurde. Abends wurde dann mit Nachbarn und Freunden ein kleines Fest gefeiert.
Am Sonntag, den 20.Januar, war es endlich soweit: Jana, Luca, Simon und Jonathan wurden von Australien nach Christchurch eingeflogen. Nachdem ich sie abgeholt und ihnen ein wenig die Stadt gezeigt hatte, genossen wir mit Ed, dem Nachbarn, bei Barbecue die langen, warmen Abende Canterburys.


Fazit:

  • Baue kein Schloss für deine Frau
  • Die Welt ist sooo klein
  • Dunedin ist die coolste Stadt bisher
  • Milford Sound ist definitiv einen Trip wert
  • Catlins = unbekannt, aber wunderschön

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