Donnerstag, 31. Januar 2013

Neues vom Travellus Communis und seinen Unterarten


Der gemeine Traveller:

Der gemeine Traveller (travellus communis) bewohnt sämtliche Klimazonen, ist jedoch am häufigsten an warmen beziehungsweise exotischen Orten anzutreffen. Der gemeine Traveller besitzt mehrere Unterarten deren Aktivitätszeiten sich stark unterscheiden. Er ist eine sehr gesellige Kreatur, in der Regel tritt er im Rudel auf, allerdings sind auch Einzelgänger nicht unüblich. Häufig schließen sich diese jedoch mit anderen Travellern zusammen um die Vorzüge eines Rudels zu genießen. Die Weibchen werden zwischen 150cm und 190cm groß und werden bis zu 80kg schwer. Die Männchen sind in der Regel sowohl größer als auch massiger als die Weibchen und sind daher einfach von diesen zu unterscheiden. Brunft und Balz finden ganzjährig statt. Nach einer Tragzeit von 9 Monaten bringt das Weibchen in der Regel ein bis zwei Junge zu Welt. Generell ist der Travellus communis jedoch kinderlos anzutreffen.



Der deutsche Backpacker:
Der deutsche Backpacker (travellus germanicus) die vermutlich am weitesten verbreitet Unterart. Er ist im Rudel oder auch als Einzelgänger unterwegs und bevölkert sämtliche Landschaften und Klimazonen. Die größte Verbreitung hat der Jungtraveller, zwischen 18 und 30, welcher sehr neugierig darauf ist die Welt zu erkunden, oder auch nur das hart ersparte Geld, beziehungsweise das der Elterntiere, zu verprassen. Am häufigsten tritt der Travellus germanicus geballt in Hostels sowie auf Campingplätzen auf, wobei sich häufig mehrere Rudel zusammenschließen, die sich dann in der ihr eigenen Sprache verständigen. Keineswegs scheu fällt es ihm nicht schwer Kontakte zu anderen Arten zu knüpfen. Aufgrund seiner erdrückenden Übermacht, die bei den anderen Unterarten häufig Kopfschütteln verursacht, wurden schon Exemplare gesichtet, die sich als Dänen, Schweden oder Franzosen ausgaben oder durch angeeignete Sprache ihre Herkunft zu verbergen. Auch in entlegenen Gegenden ist er zu finden häufig auf der vergeblichen Flucht vor seinen Artgenossen.

Der französische Backpacker:
Die vermutlich zweitmeist verbreitete Unterart ist der französische Backpacker (travellus francicus), jedoch wesentlich seltener anzutreffen als der Travellus germanicus. Am ehesten ist er an seinen stark akzentgefärbten Lauten zu erkennen. Ansonsten der nächste Verwandte des Travellus germanicus.

Der italienische Backpacker:
Relativ seltene Unterart. Der travellus tagliatellus ist häufig in Hostels zu finden. Treffen mehrere Exemplare aufeinander, entwickeln sich lebhafte Gespräche. Bei der Nahrungszubereitung, auf die er viel wert legt, kann er in Gruppen stundenlang mit Händen und Füßen über Feinheiten diskutieren.

Der schwedische (travellus swedicus) / amerikanische (travellus americanus) / israelische (travellus israelinis) Backpacker:
Diese seltenen Unterarten sind dem Travellus germanicus in Form und Erscheinung extrem ähnlich, doch fällt die Unterscheidung über die Kommunikationslaute nicht schwer. Mit Glück ist diese rare Unterart in Hostels oder auch in freier Wildbahn anzutreffen, sie sind dem Travellus germanicus gegenüber in der Regel aufgeschlossen und nach der ersten Kontaktaufnahme, sowie Abklärung der Herkunft und dem anschließenden Kopfschütteln schließen sie sich häufig dem Rudel an.

Der asiatische Tourist:

Der asiatische Tourist (Knipsus asiaticus) ist eine kleinere Unterart des travellus communis. Ursprünglich nur im asiatischen Raum verbreitet, bevölkert er heutzutage alle Katalog – Reiseziele. Er tritt fast immer im Rudel auf. Sein bevorzugter Lebensraum sind große Reisebusse, mit denen er sich am liebsten in touristisch bestens erschlossene Gebiete aufmacht, während sich die anderen Autos hinter ihm stauen. Am Ziel angekommen fällt der Knipsus asiaticus heuschreckenartig über den Flecken her. Dabei benutzt er die ungemein verbreitete Mutation am Armende, mit derer er Abbilder seiner Umgebung gemacht. Der dabei entstehende Knipslaut gab dem Knipsus asiaticus seinen Namen, wobei auch viele der ausgerufenen Laute („Dong chi!“) passend wären. Auch beliebte Trophäen sind Andenken, von Ramsch bis zu hochwertigen  Produkten wurde schon alles in den Beuteln dieser Kreaturen gefunden.  Er ist recht scheu und bleibt am liebsten unter seines gleichen. In der Regel ist der Knipsus asiaticus kleiner als seine europäischen Artverwandten und sieht ungleich jünger aus, möglicherweise eine Form der Tarnung. Die Weibchen schmücken sich gerne mit Markenhandtaschen, verbergen ihre Augen hinter verdunkeltem Glas und trage breitkrempige Hüte.

Weitere Arten:
Es gibt noch eine Reihe weiterer Arten deren Erforschung so mangelhaft ist und deren Verbreitung so marginal ausfällt, dass sie auf der Liste der bedrohten Arten zu finden sind.

Samstag, 26. Januar 2013

3 Wochen on the road...


Good on you, mate! 



Nach meinem spritzigen Raftingabenteuer hieß es wieder einmal weiterziehen. Über die alte Goldgräberstadt Arrowtown ging es in Richtung Milford Sound. Nach einem kurzen, aber elementaren Einkaufsstopp in Te Anau fuhr ich in Richtung Milford. Leider war der Homertunnel, der einzige Weg nach Milford, schon geschlossen, sodass ich am Lake Gunn, einem der unzähligen DOC-Campingplätze, die den Highway durch den Fjordland Nationalpark säumen, mein Nachtlager aufschlagen musste.



Nach einer eisigen Nacht trieben mich sowohl Kälte als auch der Wunsch vor den Touristenbussen in Milford zu sein, aus dem Bett. Der Ranger, der die Campinggebühren einsammelte, versorgte die Camper mit Informationen zu Wetter, Flora und Fauna. Er machte uns auf die winzigen, tischtennisballgroßen Rainbirds, die ihr Spiegelbild im Rückspiegel bewundern aufmerksam, und verschaffte uns ein kurzes Wetterupdate: Man solle am Mittwoch besser nicht wandern gehen, da ein gewaltiger Sturm vorausgesagt war („ Better hide!“).
Der einmalige Weg nach Milford führt durch dichten Wald, über Pässe bis es schließlich durch den Homertunnel und in Serpentinen den Berg hinunter geht. 

Mirrorlakes
Endlich angekommen buchte ich schnell eine Bootsrundfahrt durch den Fjord, der vor langer Zeit von mehreren Gletschern aus dem Gestein geschliffen wurde. Leider ist Milford geradezu mit Sandflys verseucht und eine Maorilegende erklärt auch den Grund hierfür:
Der Gott der Fruchtbarkeit grub den Fjord mit seinem Grabstock in den Boden, als die Göttin des Todes jedoch die Schönheit und Vollkommenheit seiner Arbeit erblickte, fürchtete sie, dass die Menschen ihre Sterblichkeit vergessen würden. Um sie nicht überheblich werden zu lassen erschuf sie kleine Plagegeister, die Sandflys, um die Menschen an ihre Schwäche zu erinnern.
Bei meiner Bootstour kommt man nicht umhin die unzähligen Wasserfälle, die über die steilen Wände des Fjords rauschen, zu bewundern und die Seerobben um ihr erholsames Sonnenbad zu beneiden. Obwohl Milford Sound so tief ist, dass im nächsten Jahr sogar die Queen Mary 2 hier anlegt, wurde er relativ spät entdeckt, da die frühen Entdecker ihn nur für eine kleine Bucht hielten, was ihnen wenn man vom offenen Meer zurückschaut wirklich nicht zu verübeln ist.

Schließlich war die Rundfahrt vorüber und ich kämpfte mich durch Busladungen von wie verrückt bilderschießenden Asiaten zurück zu meinem Auto, um meine Weiterreise nach Invercargill zu beginnen. Leider schaffte ich es nicht ganz bis zum angestrebten Ziel, da mich Hunger und Müdigkeit schon in Riverton auf einen Campingplatz trieben.
Am nächsten Morgen folgte ich weiter dem Verlauf der Southern Scenic Route, die mich nach Bluff und zum südlichsten Punkt der Südinsel, dem Slope Point, führte. Auf dem Weg zu einem kleinen Leuchtturm an der Küste entschied sich mein Gefährt für einen kleinen Ausflug in die Botanik und führte mir wieder einmal vor Augen, dass es sich nicht um ein Offroad-taugliches Auto handelt. Nach dieser Beinahe-Katastrophe setzte ich meinen Weg zum Leuchtturm unbeschadet, aber mit deutlich verminderter Geschwindigkeit, fort. Dort angekommen erspähte ich eine Robbe und konnte mich ihr auch bis auf wenige Schritte nähern. Doch bald hieß es wieder weiterfahren, da sich das Wetter alles andere als freundlich verhielt. Schließlich fand ich einen Campingplatz in der Curio Bay, der direkt neben einem Strand liegt, der vom extrem seltenen Gelbaugenpinguin bevölkert wird. Pünktlich wie die Maurer kehrten die Elterntiere von ihrem Fischfang zurück und watschelten munter zurück zu ihren Nestern, wo die hungrigen Jungvögel schon gierig auf sie warteten. 

Bevor ich mich vor dem scheußlichen Wetter in mein Auto zurück zog, schrieb ich mich noch für einen Surfkurs in der benachbarten Bucht ein, die häufig von Delfinen besucht wird.
Am nächsten Morgen war das Wetter zwar wunderbar doch der Surfkurs wurde aufgrund von Winden abgesagt, sodass ich meinen Weg früher als geplant fortsetzte. Durch die wunderschönen Catlins folgte ich dem Verlauf der Southern Scenic Route nach Owaka, wo ich einen kleinen Einkaufsstopp einlegte und einen Strandspaziergang, bei dem ich weitere Seelöwen erspähen konnte, machte. 




Gerade als ich Owaka verlassen wollte, fiel mir eine Gestalt am Straßenrand auf, die mir irgendwie bekannt vorkam: Es war eine schwedische Backpackerin, die ich in Paihia 1400km weiter nördlich und drei Monate zuvor kennengelernt hatte und die eine Mitfahrgelegenheit nach Dunedin suchte, was auch mein Tagesziel war. Also ging es zu zweit weiter zum Nuggetpoint, von wo sich Seelöwen und Gelbaugenpinguine beobachten lassen.




Nuggetpoint
Am späten Nachmittag  kamen wir schließlich in Dunedin an und nach einer nervenaufreibenden Hostelsuche durch die Stadt mit den steilsten Straßen kamen wir schließlich im gemütlichen Penny’s Backpackers unter. Eine gute Wahl wie sich heraus stellte, denn nur wenige Stunden nach unserer Ankunft waren wir auch schon mitten im bunten Nachtleben der Studentenstadt Dunedin.
Der nächste Tag war relativ beschaulich, denn außer einem Strandbesuch mit der Hostelcrew, der ausgiebigen Nutzung des freien Internets und einer geplanten Brauereiführung, die wieder abgesagt wurde, war nicht viel los.




Am nächsten Tag ging es mit dem halben Hostel in Richtung Tunnel Beach. Nach einem kurzen Fußmarsch hinunter zum Meer, der auch durch den handgegrabenen, namensgebenden Tunnel führt, stürzten wir uns in die doch relativ frostigen Fluten. Kurz nachdem wir zum Aufwärmen an Land gegangen waren, erregte ein merkwürdiges, schwimmendes Ding unsere Aufmerksamkeit. Gerade als Wulf, der eigentlich Connor heißt und aus Irland ist, zum mysteriösen Objekt schwimmen wollte, tauchte eine schwarze Silhouette hinter dem Ding auf und ein massiger Seelöwe hatte seine Neugier vor uns befriedigt.







Ein Traum...
Am Abend ging es dann endlich in die Speights Brewery: Eine einstündige Führung zeigte Geschichte und Brauverfahren einer der größten Brauereien Neuseelands, doch der eigentliche Höhepunkt war die anschließende Bierverkostung. Auch wenn ich mich damit bei einigen Kiwis sicherlich unbeliebt mache, muss ich doch gestehen, dass das Bier hier nicht besonders überzeugend ist und die deutsche Braukunst deutlich ausgereifter zu sein scheint. Allerdings muss man ihren Werbespots Respekt zollen, die in Deutschland Ihresgleichen suchen (Quintessenz: „Good on ya, mate!“). 

Danach ging es direkt weiter mit der Hostelcrew die Barszene Dunedins erkunden.


Baldwin St



Am nächsten Morgen hieß es für mich Abschied von Dunedin nehmen, doch nicht ohne der steilsten Straße der Welt einen Besuch abgestattet zu haben. Die Baldwin St ist mit einem Gefälle von 35% laut Guiness World Records die steilste Straße der Welt, sie hoch zu rennen ist doch relativ anstrengend.






Danach stattete ich auch noch dem ernüchternden Larnach Castel einen Besuch ab. Die wunderschönen Gärten trösten dennoch über das wenig beeindruckende Castel und seine tragische Geschichte hinweg. Larnach Castel, welches das einzige Castel in Neuseeland ist, wurde von einem Banker und Politiker für seine Frau erbaut. Sie scheint diese noble Geste jedoch wenig beeindruckt zu haben, denn nur wenig später musste er sie und seinen Lieblingssohn beim Techtelgemechtel ertappen. Dies veranlasste den armen Hund dazu sich im Parlament das Leben zu nehmen.




Für diesen Tag war ein ganzes Stück an Autofahrt angesagt, also ging es nach Alexandra, dessen Umgebung mich stark an Rohan erinnerte. Doch außer einem schnellen Tankstopp verweilte ich hier nicht lange, denn ich wollte bis zum Abend in Oamaru sein. Nach circa 500km kam ich schließlich an und machte mich am Abend auf zur Strandpromenade, um den Landgang der Zwergpinguine zu beobachten. Eine Armlänge entfernt hüften sie die Klippen hinauf, kämpften um den besten Schlafplatz und machten dabei einen Heidenlärm, den man von so kleinen Vogeln kaum erwartet.


Am nächsten Morgen besuchte ich die seltsamen Maoraki Boulders, riesige, fast runde Steine die am Strand liegen, bevor ich mich über den Hakataramea-Pass und durch das Ida-Valley in Richtung Fairlie aufmachte  um dort eine Tour für den nächsten Tag zu buchen. Doch am nächsten Tag fand leider keine der Touren statt, also ließ ich mich auf den übernächsten Tag vertrösten und beschloss stattdessen nach Twizel zu fahren, um von dort am nächsten Tag eine kleine Wanderung in Richtung Mt Cook zu machen. Schon mehrere Male hatte ich den höchsten Berg Neuseelands, der in Maori Aoraki, der Wolkendurchbrecher, heißt, passiert, doch jedes Mal war der Berg hinter Wolken versteckt. 

Hooker Gletscher
Bei mäßig gutem bis bescheidenem Wetter machte ich mich auf den Weg ins Hooker Valley von dessen Ende man bei gutem Wetter, welches mir die Leute im I-Site zusicherten, einen atemberaubenden Blick auf den Berg hat. Doch nachdem ich am Ende des Pfades am Hooker-Gletscher angekommen war und die Eisberge im Gletschersee bestaunt hatte, musste ich leider feststellen, dass dichter Nebel die Sicht versperrte, sodass ich mich wieder auf den Rückweg machte, bei dem ich über wacklige Hängebrücken reißende Flüsse überquerte. Unverrichteter Dinge fuhr ich nach Mt Sumers, wo ich mich für die Nacht einrichtete.


Mt Sunday
Der nächste Morgen startete früh, da die gebuchte Edoras-Tour anstand. Mit einigen anderen wurde im Allrad getriebenen Jeep Platz genommen und über holprige Straßen führte uns das Offroadabenteuer zum Mt Sunday, der eigentlich kein Berg ist und nur so heißt, weil sich die Schäfer der umliegenden Farmen Sonntags zum Gebet und geselligen Beisammensein auf dem Hügel trafen. Auf dem windigen Hügel, auf dessen Spitze die Hauptstadt der Rohirrim errichtet worden war, spürte man die Schwierigkeiten der Filmcrew mit Wind und Wetter am eigenen Leib. Nachdem die Fotos mit Filmrequisiten geschossen und auch der Drehort von Helms Klamm entdeckt worden war, ging es zum herrlichen Lunch in die Mt Potts Station, bevor wir wieder am Ausgangspunkt abgeliefert wurden. Nach diesem Erlebnis machte ich mich auf nach Akaroa, wo mich strömender Regen erwartete. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Entzündung des Feuers, die auch von mehreren Nationalitäten lange nicht gelöst werden konnten,  wurde der übliche Filmaustausch vollzogen, bevor es in die eisigen Betten ging.

Morgens wurde ich von sintflutartigem Regen geweckt und die eiskalten, gefrorenen Füße konnten nur durch eine heiße Dusche aufgewärmt werden. Da ich in Christchurch auf die Ankunft von Jana, Luca, Simon und Jonathan warten musste, fragte ich Tracey und Greg ob sie mich noch einmal aufnehmen würden, was diese sofort bejahten. Also machte ich mich auf in Richtung Ohoka und stoppte auf dem Weg um mich mit einer GoPro-Kamera auszustatten.
Bei strahlendem Sonnenschein wurde der Markt besucht um Pflanzen zu kaufen, welche ich später im Gemüsegarten einpflanze. Am nächsten Tag wurde trotz Bollenhitze das Trimmen der Olivenbäume in Angriff genommen und nur von Erfrischungen im neu erstandenen Pool und dem Verscheuchen der zu neugierigen Lämmer unterbrochen wurde. Abends wurde dann mit Nachbarn und Freunden ein kleines Fest gefeiert.
Am Sonntag, den 20.Januar, war es endlich soweit: Jana, Luca, Simon und Jonathan wurden von Australien nach Christchurch eingeflogen. Nachdem ich sie abgeholt und ihnen ein wenig die Stadt gezeigt hatte, genossen wir mit Ed, dem Nachbarn, bei Barbecue die langen, warmen Abende Canterburys.


Fazit:

  • Baue kein Schloss für deine Frau
  • Die Welt ist sooo klein
  • Dunedin ist die coolste Stadt bisher
  • Milford Sound ist definitiv einen Trip wert
  • Catlins = unbekannt, aber wunderschön

Donnerstag, 10. Januar 2013

Höllenritt ins Paradies oder Flussabenteuer

G`Day Mate!

Die Nebelberge
Am Tag vor Sylvester hieß es für mich leider Abschied von meinen Hosts nehmen, da ich vorhatte das neue Jahr in Queenstown, der Party- und Adrenalinhauptstadt der Südinsel zu begrüßen.
Also machte ich mich bei strahlendem Sonnenschein über den Lindis-Pass auf in das auf meinem Weg gelegene Tekapo am gleichnamigen See. Der Weg durch die weiten Ebenen allein, vorbei an Kühen und Schafen, mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Southern Alps ist einen Trip wert, doch der Ausblick auf den himmelblauen See, der von nebelverhangenen Bergketten umgeben ist, ist noch viel beeindruckender.



Lake Tekapo
Nachdem ich mich durch die Massen an asiatischen Touristen, die die kleine, aber wunderbar gelegene Church oft he Old Sheperd, mit ihren Kameras festzuhalten versuchten, gelangte ich schließlich ans Seeufer, da mich die Farbe des Wassers wesentlich mehr faszinierte. Am ehesten lässt sie sich mit milchig-blau beschreiben, doch wird es ihr keineswegs gerecht. Diese faszinierende Färbung hat mit der Entstehung des Sees zu tun: Der Gletscher, der den Lake Tekapo speist, schabt feines Sediment ab, welches sich dann im Sonnenlicht bricht und diese unglaubliche Farbe entstehen lässt. Sobald das Hostel bezogen war ging es auf den nahen Mt John, der einen atemberaubenden Rundumblick über Gegend bereit hält. Zudem befindet sich auf seinem Gipfel die Sternwarte der Otago University sodass man von hier aus abends wunderbar Sterne beobachten kann, da extra für die Sternwarte die Lichtverschmutzung auf ein Minimum reduziert wird. Leider hatte ich hier kein Glück mit dem Wetter und musste am nächsten Tag unverrichteter Dinge nach Queenstown weiterziehen.

I am a  Mountaineer...

So war zumindest der Plan, doch ein paar Anrufe in Queenstown überzeugten mich, dass es beinahe unmöglich sei dort am New Years Eve eine Bleibe zu finden. Da meine Hosts so etwas schon befürchtet hatten, hatten sie mich auch gleich mit der passenden Lösung für dieses Problem losgeschickt: Sie hatten mir Wanaka, den kleinen Bruder Queenstowns vorgeschlagen, das sich um Neujahr von einem verschlafenen Dorf am See zu einem Menschen überladenen Partyzentrum verwandelt. Nachdem ich mir einen Weg durch den ellenlangen Stau im Zentrum gebahnt hatte, ging  es wieder einmal auf die Suche nach einem Hostel oder Campingplatz für die Nacht.
Doch auch hier war beinahe jedes Bett der Stadt belegt, sodass mich die Leute im I-Site wenig hoffnungsvoll zu einem Campingplatz ein wenig außerhalb Wanakas schickten. Hier hatte ich endlich Glück und schlug mein Lager auf. Abends fuhr ich in die Stadt um Party und Feuerwerk aus nächster Nähe anzusehen. Wieder einmal war mir das Wetter nicht wohlgesonnen und dick eingepackt fand ich mich als einer der ersten im neuen Jahr 2013 wieder. Wind und Regen die mich relativ schnell zurück in mein Auto trieben schienen der neuseeländischen Jugend, die in kurzen Hosen und Miniröckchen zu Livemusik hüpften, nichts anzuhaben.


Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter leider immer noch nicht gebessert, sodass nach Sylvester auch noch meine für Neujahr geplante Wanderung ins Wasser fiel. So versuchte ich mir anderweitig die Zeit zu vertreiben und landete schließlich bei den Wastebusters, einem gut sortierten Schrotthandel/ Flohmarkt, wo ich mich mit fehlender Campingausrüstung eindeckte.
Da sich das Wetter in den folgenden Tagen doch noch zum Guten wandte, konnte ich schließlich meinen geplanten Gletscher-Walk machen.






Ich wollte auf einer 4stündigen Wanderung hinauf zum Rob Roy Gletscher, doch schon der Weg dorthin war ein Abenteuer: Um zum Startpunkt zu gelangen, muss man 30km unbefestigte Straße hinter sich bringen, was Mietwagen zum Beispiel schon nicht erlaubt ist. Die letzten zehn Kilometer der Straße sind von neun bis zu knietiefen Furten durchzogen, vor denen ich fast mehrmals den Rückzug angetreten hätte. Doch ein noch flacheres Auto, das mir unbeschadet entgegen kam, überzeugte mich schließlich doch. Am Parkplatz angekommen wirkte mein kleines Auto zwischen all den All-Rad Boliden und Jeeps dann aber doch unglaublich fehl am Platz.


Rob Roy Glacier


Nichtsdestotrotz machte ich mich auf den Weg. Ich überquerte den Matukituki auf einer extrem wackligen Hängebrücke nach der es steil bergan ging. Der harte Weg belohnte mich mit überragender Aussicht, doch ich fragte mich ob ich wohl einen der Keas zu Gesicht bekommen würde, deren Geschrei mich bei meinem Aufstieg begleitete.






I, Kea
Und ich wurde nicht enttäuscht: Während ich nach zweistündigem Aufstieg meinen Wegvorrat und den Gletscherblick genoss, flatterte plötzlich ein Kea heran. Die nächsten zwei dieser bis zu 50cm großen, alpinen Papageien, die nur in Neuseeland vorkommen, ließen nicht lange auf sich warten. Schließlich musste ich meinen Proviant verteidigen, doch die Keas schienen auch von Schnürsenkel und Ohrläppchen nicht abgeneigt.

Fast hätte ich die Zeit dort oben vergessen, doch der Gesang der winzigen Rainbirds, deren Gezwitscher Regen ankündigt, erinnerte mich daran, dass das Wetter hier sehr schnell umschlagen kann. Auf dem Heimweg führte mich die Straße schließlich noch an der Wetterspitze vorbei und am Abend sank ich erschöpft in die Federn.
Da das Wetter mir bisher einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, war für Freitag ein Rundflug zum Mt Cook sowie Fox- und Franz-Josef-Gletscher gebucht. Nachdem ich mich um halb sieben aus dem Bett gequält hatte, rief ich um acht Uhr noch einmal beim Veranstalter an, um mich zu vergewissern, dass der Flug auch tatsächlich stattfindet. Leider wurde mir mitgeteilt, dass die Wetterbedingungen nicht gut genug seien und der Flug gecancelt wäre.


Also machte ich mich früher als erwartet über die Crown Range auf nach Queenstown. Bei einem obligatorischen Panorama-Stopp auf dem Pass fielen mir ein merkwürdiger Geruch und leichte Rauchschwaden um mein Auto auf. Der darauffolgende Ölcheck, den ich erst eine Woche zuvor gemacht hatte und mit vollem Öl losgefahren war, ergab, dass sich das gesamte Öl verflüchtigt hatte.
Deshalb versuchte ich mich durch Ausschalten des Motors und Vermeidung jeglicher Motorhitze zur nächsten Werkstatt durchzuschlagen ohne den Motor komplett zu zerstören.


Schlammcamouflage
Nachdem dieses Kunststück gelungen und das Öl wiederaufgefüllt worden war, ging es endlich nach Queenstown. Dort erkundete ich die Stadt und genehmigte mir auf den Schock einen Imbiss bevor ich weiter  Richtung Paradise fuhr. Der Weg dorthin war jedoch wenig paradiesisch, da ich beinahe ohne Sprit irgendwo im Nirgendwo liegen geblieben wäre und mich mit den letzten Tropfen Sprit in eine winzige Tankstelle rettete. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen blieb ich, nachdem das Spritproblem gelöst war, noch in einer der zu durchquerenden Furten im Schlamm stecken und konnte mir durch die kräftige Mithilfe anderer Autofahrer befreien. Seitdem ist mein Auto Schlammcamouflage lackiert und wartet auf den nächsten heftigen Regen. Als ich in Paradise, eigentlich nicht viel mehr als eine Pferdkoppel, angekommen war und nach einem zweiminütigem Erkundungsgang zurückkehrte, musste ich mit Schrecken feststellen, dass ich mein Fenster heruntergekurbelt gelassen hatte und mein Auto nun einige neue Bewohner zählte: Ein blutgieriger Schwarm Sandflys wartete schon auf mich, doch ein in aller Eile aufgetragenen Mittel verhinderte das Schlimmste, sodass dieses Mal statt 80 nur mickrige zehn Bisse zu beklagen sind. Diese genügen jedoch um einen beinahe um den Schlaf zu bringen…



Nach diesem turbulenten Tag genoss ich den Abend auf einem DOC-Campingplatz (DOC=Department Of Conservation) in Kinloch am Ostufer des stillen Lake Wakatipu, vorallem die Beobachtung eines Reifenwechselversuch (auch ich versuchte mein Glück, aber der Reifen war festgerostet) war äußerst unterhaltsam und erst die brachiale Methode den Ersatzreifen dagegen zu werfen brachte den erwünschten Effekt.




Am nächsten Morgen machte ich mich bei wunderbarem Wanderwetter auf nach Greenstone, um die faszinierende neuseeländische Natur per pedes zu erkunden. Nach einer Flussüberquerung über eine Hängebrücke, scheint wohl in Mode zu sein, ging es vorbei an Schafen, den See zur Linken durch die Stille Fjordlands. Durch lichtdurchflutete Wälder führte mich der Weg um einen kleinen See herum. Dabei kam in mir die Idee auf einen mehrtägigen Wandertrip zu machen, doch das muss wohl noch ein wenig warten.






Wo bleiben die Ollifanten?!

Wieder am Parkplatz angekommen, machte ich mich auf ins Twelve Mile Delta, wo ich die Nacht auf einem Campingplatz direkt am See verbrachte. Nach dem morgendlichen, eiskalten Bad im See wanderte ich ein wenig durch die stille des Flussdeltas, das unteranderem Schauplatz für die Ithilien-Szenen im Herr der Ringe war, und versuchte mein Glück im Goldwaschen, doch außer kalten Füßen und nassen Hosen waren meine Goldwäscherversuche äußerst bescheiden.









Schließlich kehrte ich zurück nach Queenstown um mich frisch zu machen (DOC-Campsites haben in der Regel keine Duschen, und wenn nur frisch geschmolzenes Gletscherwasser), Wäsche zu waschen und die Akkus meiner Elektronika zu füllen.
Abends ging es dann auf ins Zentrum Queenstowns, wo ich einen Raftingtrip auf dem Shotover buchte und mich durch die ewiglange Schlange kämpfte um einen der begehrten Fergburger zu ergattern (wird meiner Meinung nach überschätzt). 




Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker um halb sieben, da ich um acht Uhr am Treffpunkt in Queenstown sein musste, wo uns der Bus abholte um uns zum Fluss zu bringen. Dort angekommen wurden wir schnell in Neoprenanzüge gesteckt, da der Shotover auch im Sommer eisig ist. Schließlich ging es zurück in den Bus, der uns zur Einsatzstelle brachte. Schon der Weg war ein Abenteuer: Gerade breit genug für den Bus, senkrechte Felswände auf der einen, abrupt ins Tal abfallende Felsüberhänge auf der anderen. Auf der Fahrt ließen sich einige Zeugnisse der Goldgräbergeschichte dieser Gegend erkennen, da der Shotover als „the richest river“ der Welt gilt und die Goldfunde hier den größten Goldrausch der südlichen Hemisphäre auslösten, der mehrere Tausend Menschen nach Arrowtown und die umliegenden Täler lockte. Heute sind die meisten Goldvorkommen erschöpft, der Tourismus hat ihren Goldwert eingenommen, doch noch immer lässt sich Gold in den Flussbetten finden. Nach einem kurzen Sicherheitsbriefing wurden wir auf die Rafts verteilt und schon ging es los. Im ersten Raft auf dem vordersten Platz machte ich bald Bekanntschaft mit dem eisigen Shotover und über  die Holy Mother, durch die Toilet und einige andere spritzige Stromstellen mit lustigen Namen ging es den Fluss hinab.

Schließlich hatten wir die Stromschnellen passiert doch bevor wir wieder festen Boden unter den Füßen spürten, ging es erst einmal durch einen stockfinsteren Tunnel um dann in einem spektakulären Finale durch die spitzen Felsen der Cascade zu rauschen. Dabei kenterten zwei der sechs Boote vollständig, während andere den Großteil ihrer Besatzung in den Fluten schwimmend wiederfanden.
Hinterher wärmten wir uns in der Sauna und der heißen Duschen wieder auf, bevor es zurück nach Queenstown ging.

Queenstown

Fazit:

  • Paradise ist mehr eine Pferdekoppel
  • Rafting ist lang nicht so spannend wie Wildwasserkayak
  • Keas leiden unter Geschmacksverirrung
  • Lake Tekapo ist hammer
  • Neuseelands Sternenhimmel ist einen Blick wert