Freitag, 30. November 2012

Who let the dog out?! Wwoof, Wwoof!


Howdy fellow! Nach ein paar gemütlichen Tagen in der Peppertreelodge hieß es auch für mich „Schaffa Kerle!“. Also suchte ich mir eine Wwoofing-Farm (Wwoof=Willing workers on organic farms) auf der ich für Unterkunft und Verpflegung meine Arbeitskraft zur Verfügung stelle.

Jeni und Greg
Hier wohne ich jetzt mit Jeni und Greg, meinen Gastgebern, der 96jährigen, schwerhörigen Tante, einem amerikanischen Wwoofer, einem kleinen, verrückten Hund namens Maggie (oder auch Marget Fletcher) und Kühen, Hühnern und Pferden auf der Waybyond Station ein paar Minuten von Wellsford entfernt.
Nach der 2stündigen Busfahrt und einer herzlichen Begrüßung (besonders durch den Hund) ging es auch gleich los, beziehungsweise ins Beet. Seitdem besteht mein Alltag aus Unkraut jäten, Beete umgraben, pflanzen, allerlei anderen Arbeiten und Hundebeschäftigung (Zauberwort: „Frisbee!“). Samstags dagegen heißt es früh aufstehen und ab auf den Markt, wo Salat, Bohnen, Spargel und Tomaten an den Mann, doch häufiger an die Frau gebracht werden. Die Gastgeber sind extrem nett und haben mich super aufgenommen, allerdings vermisse ich Fleisch ein wenig, da sie zum größten Teil vegetarisch essen.
Dieser Alltagsrhythmus wird nur durch Arbeitseinsätze auf der Farm der Schwester, Beschaffung von Bambus oder eben einer unerwarteten Sonnenfinsternis unterbrochen.

Tadaa! 

Ein relativ komisches Gefühl wenn man morgens in einem merkwürdigen Zwielicht aufsteht, gerade beginnen will zu arbeiten und plötzlich rennen die Gastgeber an einem vorbei und fotografieren wie verrückt den Himmel (zum Glück, denn ich habs vergessen).
Das Wetter wird immer besser und in der Mittagsonne ist es teilweise so heiß, dass ich dazu genötigt werde Pause zu machen.

Greg arbeitet die Hälfte der Woche in Auckland und kommt daher immer sehr spät nachhause, doch wenn er von zuhause arbeitet ist immer für Musik bei der Arbeit gesorgt. Insgesamt sind die Leute hier extrem lustig. Als die 96jähige, schwerhörige und leicht demente Tante mal wieder den gesamten Toilettenpapiervorrat in ihr Zimmer verschleppt hatte (10 Rollen in 36 Stunden) und wir schon dachten sie ernährt sich davon, machte Greg den Vorschlag sie doch mal als Mumie zu verkleiden.
Gelegentlich verschwindet Greg in sein Gitarrenzimmer und bald darauf erklingt der improvisierte „Klopapierblues“, der sich immer unterschiedlich anhört, aber man jedes mal das Gefühl hat den Song aus dem Radio zu kennen.
Oft wird bis in den späten Abend gearbeitet, doch manchmal findet sich ein wenig Zeit für das Studium der Mattscheibe, bei dem man auf merkwürdige Fernsehkanäle (z.B. motorcycle channel = Leuten beim Motorrad fahren zukucken) oder auch mal NBA mit Maorikommentar stößt.


Endlich geschafft!
Der heutige Morgen gestaltete sich allerdings doch ein wenig anders als normal: 
Um 7:22 wurde meine Zimmertür beinahe eingetreten (ich dachte schon ich hätte meinen Wecker überhört) und mit den Worten „Wir brauchen dich jetzt! Schnell! Das Kalb stirbt, jede Sekunde zählt!“ wurde ich geweckt. Vollkommen perplex machte ich mich in wenigen Sekunden fertig und sprintete auf die Weide, wo sich mir ein bizarres Schauspiel bot: Die trächtige Kuh presste ihr Hinterteil in die Hecke, während die Gastgeber den kleinen Hund, der noch viel mehr Angst vor der riesigen Kuh hatte als diese vor ihm, als Waffe trugen um die Kuh von dort  an einen günstigeren Ort zu scheuchen.
Nachdem das Werk vollbracht war, ging es erst richtig los: Zu dritt zogen und zerrten wir an den Beinen des Kalbs, doch lange Zeit waren nur die Hufe und die Zunge, die immer blauer wurde, zu sehen. Schließlich gelang es uns doch das Kalb zu befreien, gerade als die Schwester und ihr Mann, beides erfahrene Milchbauern, eintrafen. Gerade rechtzeitig wie sich heraus stellte, da die Kuh nun Schwierigkeiten machte und weder aufstehen, noch ihr Kalb sauber lecken wollte. Doch auch dieses Problem ließ sich mit einem eilig beschafften Calciumpräparat aus dem Weg räumen.
Jetzt stehen beide friedlich nebeneinander auf der Weide während Waybyond um einen weiteren Bewohner reicher ist.


Alles in allem gefällt es mir hier wirklich gut, doch auch die Planung der weiteren Reise wird nicht vergessen, am 11. Dezember geht es mit dem Flugzeug in Richtung Christchurch, wo ich einen Monat mit Autosuche und Wwoofen überbrücken werde bis Luca, Jana, Simon, und Jonny in Christchurch landen und es wieder Richtung Norden geht.

Fazit
  • Markt ist definitiv zu früh
  • Die Nebenkosten bei einem Flug sind teurer als der Flug selbst
  • Kleine Hunde schleppen all ihre Spielzeuge an, bis man endlich eins wirft
  • Bei einer Kalbsgeburt entscheiden Sekunden über Leben und Tod
  • Man sollte beim Umgraben nicht versehentlich auf eine Wasserleitung treffen
  • Vegetarisch essen klingt schlimmer als es ist
  • Die Mobilität eines eigenen Autos wird manchmal schmerzlich vermisst
  • Faschingsartige Weihnachtsparaden am 24. November mit Santa Claus und wasserschlacht im Sommer fühlen sich einfach unglaublich falsch an


    Sowas fällt nur Neuseeländern ein...

    Play with me!
  • Arbeitsplatz
















    Put, put, put...